Jedes Jahr treffen sich die Fahrtenleiter der WWW NRWs und Niedersachsens zu Christi Himmelfahrt irgendwo in Europa um beim Vorlehrgang gemeinsam paddeln zu gehen. Nach zwei Jahren Abstinenz waren Paul und ich (diesmal ohne Kinder) auch mal wieder dabei. Diesmal ging es ins Jura nach Frankreich. Die Wasserstände waren zwar alles andere als berauschend, aber wenigstens war das Wetter bombastisch.
Bienne, märchenhafte Waldschlucht
Tief eingeschnitten fließt die Bienne in ihrem Oberlauf durch eine total einsame Waldschlucht, und das auf einer Länge von zehn Kilometern.
Naturgemäß liegen in so einer Schlucht viele Bäume und so werden Paddler direkt am Einstieg durch ein Schild gewarnt (7 Todesfälle in 10 Jahren!). Wenn man allerdings umsichtig paddelt, stellen die Bäume im Flussbett kein allzu großes Risiko dar. Die Schwierigkeiten liegen bei WW III-IV (abnehmend).
Kleine Schwälle…
Eine Stelle war bei unserem Wasserstand definitiv unfahrbar (NW), umtragen ging aber am rechten Ufer gut.
An einer weiteren Stelle lag ein Baum quer im Bach, den haben wir auch umgetragen, bei mehr Wasser verschwindet dieser unter der Wasseroberfläche. Wir hatten uns an diesem Tag in mehrere Gruppen aufgeteilt und der Baum wurde auch von einigen aus den vorigen Gruppen befahren. Allerdings gab es dabei auch einen riskanten Schwimmer, der zum Glück glimpflich ausging. Im Zweifel ist umtragen aber mit Sicherheit die bessere Alternative. Bei Bäumen immer schön vorsichtig bleiben!
Der baum bei NW, bei mehr Wasser sieht man ihn unter der Wasseroberfläche nicht
Ansonsten bietet die Bienne schönes Wohlfühl-Wildwasser mit zahlreichen kleinen Stufen. Meine absolute Lieblingsstelle an diesem Tag: eine Stufe mit Kicker zum Fliegen.
Claas fliegt über den Kicker
Die Landschaft tut dazu ihr übriges, mit Moos bewucherte Bäume lassen Märchenwaldstimmung aufkommen.
Eine wunderbare Stimmung in der Waldschlucht
Obwohl kein schwerer Kracher, ist die Bienne mit Sicherheit einer der schönsten Schluchten im Jura.
Ein Haufen Paddler am Ausstieg
Doubs und Saine, ein Tag-zwei Flüsse
Wenn man im Jura unterwegs ist, muss man viel Zeit im Auto verbringen. Um das ganze etwas abzukürzen, verbanden wir die Befahrung des Doubs mit der Befahrung der Saine. Die Gorges des Fourperet auf dem Doubs sind ohnehin nur kurz, ca. 1,5 km. Dafür ist dieser Abschnitt ein absolutes Rutschenparadies, welches trotz des wenigen Wassers noch lohnend war. So kamen wenigstens auch die Partner der Fahrtenleiter auf ihre Kosten, die nicht ganz so schwer Wildwasser paddeln.
An diesem schönen Wehr gehts los
Letzte Instruktionen, bevor es runter geht
Dann wirds kurz ruhig, bevor die Rutschen anfangen (davon haben wir selber keine Bilder gemacht, hier gibts einen kleinen Eindruck, wie die Rutschen aussehen)
Nachdem wir uns also eingerutscht hatten, ging es weiter zur Saine. Im Flussführer ist sie mit bis zu Wildwasser VI beschrieben, was aber bei unserem Wasserstand (~6m³/s) nicht zutraf. Die Saine fließt ebenso wie die Bienne durch eine einsame Waldschlucht (auch hier sollte man immer auf Bäume achten!), auf weiten Strecken auf leichtem WW. Die Hauptschwierigkeiten kommen relativ am Anfang. Eine verblockte Stelle mit abschließendem Fall, der rechts in eine unterspülte Wand zieht (WW IV+).
Paul in der letzten Stufe der ersten schweren Stelle, die Wand am rechten Ufer ist ziemlich unterspült)
Ein kleiner Plausch im Kehrwasser
Und dann die Kernstelle „Mikado“(WW V), ein ca. 3,5-4 m hoher Fall mit schwieriger Anfahrt. Den Fall kann man leicht auf der rechten Seite umtragen und unten mit Felsenstart wieder einsteigen. Vor acht Jahren war ich schonmal auf der Saine und hab die Befahrung des Falls damals total verkackt. Umso motivierter war ich also diesmal eine perfekte Befahrung hinzulegen. Es lief auch zunächst alles super. Die schwierige Anfahrt nahm ich mit ordentlich Schwung, was mich in eine gute Ausgangslage brachte um den Boofschlag passend zu setzen. Der passte dann auch. Im Flug hörte ich Dario, den Sicherungsposten, schon jubeln. Dann schlug ich hart auf, meine Spritzdecke ploppte auf und mein Boot lief voll. So blitzartig aus dem Gleichgewicht gebracht, flog ich dann rein. Zum Glück sitzt meine Rolle aber auch mit vollgelaufenem Boot. Alles in allem ganz schön ärgerlich. Dank meiner Spritzdecke (die mir so vorher noch nie aufgegangen war) war mir eine gute Befahrung schon wieder nicht geglückt.
In der Stelle „Mikado“ (die Namensgebenden Bäume, die sonst in der linken Ecke drin steckten sind mittlerweile verschwunden)
Halb abgesoffen mit offener Spritzdecke
Nach dem Fall kommen noch einige Stufen und Rutschen (bis WW IV), die sich mit ruhigeren Abschnitten abwechseln. In diesem Bereich liegt in einer Stufe zur Zeit ein dicker Baum, den wir umtragen mussten.
Frodo, oder „wie fahre ich eine leichte Stelle möglichst kompliziert“ 😉
Basti spritzt die Kamerafrau nass
Hier wirds kurz eng…
…und dann folgt eine lange Rutsche
Kurz vor Schluss kommen dann noch einige längere Rutschen, die letzten schwereren Stellen. In einer Rutsche liegt links ein Baum, an dem man aber gut rechts vorbeikommt (je nach Wasserstand-unbedingt vorher besichtigen).
Andi schaut, obs am Baum vorbeigeht
Paul macht nen langen Hals
Vor der Rutsche mit dem Baum
Die letzte Rutsche, dann wirds leicht und man hat den Ausstieg fast erreicht
Unsere Truppe auf der Saine
Die Cascade de la Billaude an der Lemme liegen ganz nah am Ausstieg der Saine und sind eine Besichtigung wert (die Stufen oberhalb kann man wohl auch Paddeln, allerdings muss man dann vor dem hohen Fall rausseilen)
Ain, mit viel Schlepperei
In den letzten Tagen waren die Pegel der Flüsse rapide gefallen. Unseren Plan, noch zur Valserine zu fahren, konnten wir vergessen. Als Alternative ging es dann zum Ain. Paul wählte dabei die Wassersicherheit und paddelte mit einigen anderen das leichte Stück des Ain unterhalb von Champagnol (WW I-II).
Ich hingegen wollte mit dem Rest der Truppe mein Glück am Oberlauf versuchen. Dort kann man direkt an der Quelle einsteigen.
Der Wasserstand reichte so gerade eben noch aus, daher waren die Schwierigkeiten wieder nicht so hoch wie im Flussführer angegeben (WW III). Die zwei Fälle auf diesem Abschnitt umtrugen alle. Der erste zieht gut nach links in eine unterspülte Wand. Der zweite ist ca. 10 m hoch und ist bei höheren Wasserständen sicher fahrbar. Bei NW bildet sich dort aber nach der Hälfte ein unschöner Kicker. Auf der rechten Seite kann man alles umtragen (am besten beide zusammen), das Tragen am zweiten fall ist etwas schwerer. Wer nicht so fit ist, kann aber immer noch sein Boot runterseilen (dann geht es noch).
Typisches Flussbild am obersten Ain
Umtragen an den Fällen
Alle schauen sich den ersten Fall genau an
Unterhalb des zweiten Falls
Was für eine Kulisse, kein Wunder, dass Melli strahlt
Der Ain wird danach beständig leichter. Ein hohes Wehr kann entweder runtergeschrubbt oder rechts umtragen werden.
In Sirod stieg dann ein Teil der Gruppe aus. Ich fuhr mit einigen noch weiter. Es folgten einige Wehre, die bei NW nicht schön zu fahren sind, weil man ständig hängen bleibt, da das Wasser immer auf kurzen Strecken abgeleitet wird.
Daniel fliegt (das war das mit Abstand beste Wehr auf diesem Abschnitt)
Nachdem wir uns durch dieses unschöne Stück gequält hatten, wurde es auf einigen hundert Metern richtig schön. Der Ain schneidet sich hier durch eine enge, klammartige Schlucht mit schönen Stufen (eine Stelle WW IV-).
Eine kleine Schlucht
Wenigstens nochmal ein bißchen Wildwasser
Dieses Stück wird aber wieder je durch ein Wehr unterbrochen. Wir konnten es gut über die Wehrkrone umtragen. Wie das ganze bei mehr Wasser aussieht ist fraglich. Ein Umtragen ist dann sicher nur mit hohem Aufwand möglich (steile Wände und Schotts zu beiden Seiten). An diesem Wehr wird dann auch das meiste Wasser abgeleitet.
Dank des Baums wird das Wehr bei mehr Wasser wohl kaum fahrbar sein…
Weiterpaddeln ging für uns aber trotzdem, da der Ain immer enger wird. Eine unfahrbare Stelle kündigt dann den Perte de l’Ain an. Wir umtrugen von links nach rechts über den Bach.
Danach fällt der ganze Fluss in einen engen Schlitz. Wir stiegen davor auf der linken Seite aus und seilten die Boote zum Wanderweg hinauf. Auf ebendiesen durften wir dann die unfahrbare Schlucht bis zum Parkplatz auf der rechten Flussseite umtragen (ca. 500 m), wo wir dann auch aufhörten.
Der Ausgang des Perte de l’Ain
Insgesamt kann man sagen, dass sich der obere Abschnitt bis Sirod schon sehr lohnt, den folgenden bis zum Perte de l’Ain würde ich jetzt nicht unbedingt nochmal machen (auf jeden Fall nicht bei NW).
Ognon, Konditionsaufbau auf Flachwasser
Wassermangel überall im Jura. Die Loue wäre noch gegangen, aber die kannten wir schon. Andi schlug den Ognon vor, den war er vor einigen Jahren schonmal gepaddelt und hatte ihn in schöner Erinnerung. Leider wählten wir einen falschen Abschnitt, der logistisch zwar perfekt, paddeltechnisch aber nur meist stehendes Flachwasser (und ein Schrägwehr) zu bieten hatte. Naja, wenigstens schien die Sonne 😉
Minimale Action an diesem Tag…