Über vier Wochen waren wir jetzt mit unserm Auto in Frankreich und Spanien unterwegs, haben viel gepaddelt und ebenso viel erlebt. Hier kommt nun der erste Teil unserer Reise:
Ain, der Reisebach
Da wir keine Lust auf eine lange Autofahrt, aber viel Zeit hatten, entschieden wir uns dafür, den unteren Ain als Reisebach zu machen. Er liegt auf Höhe von Lyon, war für uns also optimal, um unsere lange Autofahrt aufzusplitten.
Auf dem Abschnitt, auf dem wir gefahren sind, sind kaum wildwassertechnische Schwierigkeiten vorhanden, dafür war die Strömung ordentlich. Kurz gesagt, eher ein Wanderfluss. Eigentlich wäre es ein idealer Fluss für Sammy im Einer gewesen, aber hinterher ist man immer schlauer.
Es geht eher ruhig zu auf dem unteren Ain
Die Ufer am Ain sind hier dicht bewachsen oder von großen Kiesbänken geprägt. Am liebsten wäre Sammy an einer der Kiesbänke ausgestiegen um dort ein Lagerfeuer mit dem, reichlich vorhandenen, Treibholz zu machen.
Leider war das Wetter an dem Tag nicht ganz so gut, trübes grau in grau, daher verzichteten wir lieber auf eine Pause. Der Regen kam dann auch, als ich mit den Kindern auf Paul warten musste, der das Auto mit dem Rad nachholte. Zum Glück gab es dort Bäume zum unterstellen.
Der Ausstieg war etwas frickelig mit den Zweiern
Samuel bringt Jakob zu unserem Unterstand
Nach dem Paddeln ging es für uns dann weiter Richtung Süden. Die dicken Wolken verschwanden und es wurde noch richtig schön warm.
Gard, Reisebach Nummer 2
Wir hatten direkt am Ausstieg des Gards übernachtet, so dass wir am Morgen nur noch zum Einstieg hochfahren mussten. Wobei es nicht so leicht war, in Pont St. Nicholas einen guten Einstieg zu finden. Nach ein bißchen schweißtreibender Schlepperei (es war schon sehr warm), ging es dann endlich aufs Wasser. Die Schlucht des Gards ist sehr schön und auch nicht besonders schwer. Nach jedem kleinen Schwall folgt eine mehr oder weniger lange Flachwasserpassage. Dafür hat man viel Zeit, sich das Formenspiel der Felsen anzugucken.
Erinnert ein bißchen an die Ardeche
Oder auf kleine Nebenbäche zu achten, die teils aus den Felsen hervorsprudeln, oder Höhlen in den Felshängen zu suchen, oder, oder, oder.
Jakob erkundet einen kleinen Nebenbach
Es wurde für die Kinder zumindest nicht langweilig. Ein paar Leihbootfahrer waren auch unterwegs, aber die konnten wir immer recht zügig überholen. An der Grotte de Baume stiegen wir aus um sie uns anzuschauen. Leider mussten wir feststellen, dass sie nur zu bestimmten Zeiten für Besucher freigegeben ist, da in ihr eine seltene Fledermausart lebt. Dafür hatten wir vom Eingang der Höhle aus einen super Blick von weit oben in die Schlucht.
Wunderbare Aussicht vom Eingang der Grotte aus
Und so geht es von der Grotte aus weiter…
Unsere Pause machten wir dann einige Kilometer später an der Mündung eines kleinen Baches. Hier konnten Samuel und Jakob sich beim spielen nochmal extra verausgaben.
Ein super Pausen- und Spielplatz
So schlief Jakob dann auch nach der Pause selig ein. Mittlerweile war ein starker Wind aufgekommen, der mal von vorne, hinten oder der Seite blies. Da Jakob sein Paddel nun nicht festhalten konnte, mussten wir es vorne bei Samuel in die Luke verfrachten.
Am Ortsanfang kam dann noch ein Wehr, das man entweder ganz rechts oder links fahren kann. Da bei beiden Möglichkeiten die Kinder ziemlich nass geworden wären, entschieden wir uns fürs umtragen (vor allem da Jakob noch am schlafen war).
Zwischendurch entdecken wir eine Schildkröte (fotografiert von Samuel)
Der untere Teil der Gardschlucht ist, dank des Pont du Gards, deutlich überlaufener, und landschaftlich auch nicht mehr ganz so schön wie der obere Teil. Für Samuel war es dann aber doch noch sehr interessant, da wir ihm erklärten, was ein Aquädukt ist und wie die Römer es genutzt haben.
Kurz hinter dem Aquädukt, der Gard tritt hier in die Rhone-Ebene aus, hatten wir dann unseren Ausstieg erreicht. Wir hatten uns viel Zeit für unsere Tour gelassen, daher war es schon etwas später. Hinzu kam dann auch noch, dass Pauls Rad einen Platten hatte. Ein freundlicher Franzose, der dort zufällig parkte konnte zum Glück mit einem Flicken aushelfen.
Weil es dann schon etwas später war, fuhren wir nicht mehr bis zum nächsten Fluss, sondern machten schon eher bei einem Wohnmobilstellplatz direkt am Meer Halt.
Agly, bis ins Meer
Während wir morgens alles packen, erkunden Samuel und Jakob den Strand
Aus irgendeinem Grund findet es Samuel ganz faszinierend, von einem Fluss bis ins Meer zu paddeln. Also taten wir ihm den Gefallen und paddelten den Agly.
Besonders breit ist der Agly nicht
Das hatten wir vor drei Jahren schonmal gemacht. Dieses mal hatten wir etwas weniger Wasser, man fährt in wohl besser im März/April, und dafür längere Staustücke zwischen kleinen Schwällen. Dafür konnten wir reichlich Fische und Vögel beobachten.
Ab und zu lauern Baumhindernisse
Obwohl man nie weit von Straßen und Ort weg ist, ist es am Fluss vollkommen einsam
Wer zieht die bessere Schnute? Manchmal geht es auch etwas runter
Stundenlang waren wir alleine unterwegs, nur ein paar Brücken kreuzten unseren Weg und so war es dann auch wie eine andere Welt, als wir das Meer erreichten und alles voller Menschen war. Es war halt Sonntags und es war warm. Was Samuel, Jakob und ich dann auch ausnutzten und auch ins Meer sprangen, während Paul mal wieder das Auto nachholte.
Direkt rechts von der Aglymündung schliefen wir dann auch auf einem Parkplatz (mit einigen anderen Wohnmobilen, obwohl dort „camping interdit“ stand).
Meer, Weiterfahrt und der unterirdische Fluss
Den nächsten Morgen verbrachten wir am Meer, bevor wir dann Richtung Westen in die Pyrenäen aufbrachen. Bei einem Zwischenstopp besichtigten wir noch den „Riviere souterraine de Labouiche“. Ein Fluss der sich unterirdisch seinen Weg gegraben hatte. Sehr sehenswert.
Die Schlafplatzsuche im Garonnetal gestaltete sich etwas schwieriger, aber am Ende fanden wir dann doch noch einen Platz, der ganz ok war.
Garonne, mit Highspeed im Einer
Der Abschnitt der Garonne, den wir fahren wollten ist ziemlich einfach, daher durfte Samuel zum ersten Mal in diesem Urlaub im Einer ran. Paul und ich waren bestimmt ebenso aufgeregt wie er. Dank der Schneeschmelze hatte die Garonne ordentlich eingeschenkt und die Strömung war ziemlich stark.
Samuel machte seine Sache echt gut und konnte sich auf der ersten Hälfte der Strecke super einpaddeln. Hier ging es fast die ganze Zeit nur geradeaus und die Wellen waren eher klein.
Am Anfang geht es nur mit schneller Strömung voran
Die Garonne ist so breit, dass immer einer gut neben Samuel herfahren kann
An der ersten Eisenbahnbrücke ist ein zerfallenes Wehr mit einem wuchtigen Schwall (WW II+), hier fuhr ich mit Samuel zur Sicherheit im Päckchen runter. Danach fliesst die Garonne durch eine Art Waldschlucht, schön einsam und paddeltechnisch für kleine Wildwasseranfänger schon etwas schwieriger. Die Wellen wurden höher und an den zahlreichen Verschneidungen musste man ganz genau gucken wo und wie man fährt. Samuel wurde mit der Zeit immer übermütiger und paddelte auch mal hierhin oder dorthin um noch ne gute Welle zu erwischen.
Fahrtroutenbesprechung vor der nächsten Verschneidung
Samuel hüpft nur so durch die Wellen
Nach knapp zwei Stunden hatten wir die 20 Kilometer lange Strecke geschafft, so gut floss die Garonne. Eigentlich hatten Paul und ich erwartet, dass Samuel nach dem Paddeln total platt wäre, aber das Gegenteil war der Fall. Er war total aufgekratzt, hatte ein Dauergrinsen im Gesicht und sprach die ganze Zeit von den „gigantischen“ Wellen, durch die er durchgepaddelt ist (Ein bißchen so, wie wenn man selber nen schönen fünfer Bach gepaddelt ist;)).
Abends am Schlafplatz im Tal des obersten Noguera Ribargorcana
Vom am Wasser spielen kann man nie genug kriegen
Noguera Ribargorcana, mit wenig Wasser
Fährt man das Garonnetal flussauf und dann durch einen Tunnel, landet man im Tal des Noguera Ribargorcana, der leider größtenteils mit Stauseen verbaut wurde. Auf einem kurzen Abschnitt lohnt sich eine Befahrung dennoch, wenn man genug Wasser hat. Das war bei uns leider nicht der Fall und so schrappelte ich zum größtenteil den Bach hinab. Man sollte sich icht von dem glasklaren Wasser täuschen lassen.
Der Fluss ist fast auf der gesamten Strecke von Büschen umgeben
Das wenige Wasser kam mir bei der Ortsduchfahrt von El Pont de Suert aber nur entgegen, da hier fünf Wehre mit teils tötlichen Rücklauf und nur beschränkten Umtragemöglichkeiten auf einen warten. Bei viel Wasser sicher gefährlich, bei wenig Wasser konnte man die meisten am Rand herunterrutschen oder auch noch umtragen. Nach dem Ort kommt ordentlich Wasser dazu, vom oberen Stausee oder den Nebenbächen. Da der untere Stausee noch nicht die volle Stauhöhe erreicht hatte, konnte ich den Noguera Ribargorcana auf zwei Kilometern so genießen, wie er wohl vor dem Eingriff der Menschen war: wasserreich und wuchtig, also sehr schön. Dafür musste ich dann noch ein kurzes Stück über den See bis zum Ausstieg paddeln, aber da war wenigstens genug Wasser da.
Die letzten Meter auf dem See bis zum Ausstieg
Nach meinem Bericht war Paul dann nicht mehr sonderlich angetan, die Strecke auch zu paddeln, da bei wenig Wasser eine Befahrung wirklich kaum lohnt.
Unser Lager im Tal des Noguera de Tor (einem Nebenbach vom Nog.Rib.)
Abendbeschäftigung der Kinder: Samuel baut sich ne Schaukel…
Wandertag
Wer mal in der Gegend ist, sollte auf keinen Fall versäumen, dort auch mal wandern zu gehen. Das Noguera de Tor-Tal führt zum Nationalpark Aiguestortes. Wir machten dort eine Tour bis zu einer leider geschlossenen Hütte (Samuel hatte schon mit einem Eis oder ähnlichem geliebäugelt). Dafür war der leichte Wanderweg wirklich einsam, wir haben keine zehn anderen Wanderer gesehen. Es ist also nicht so überlaufen wie in den Alpen teilweise.
Esera, schwerer als erwartet
Maximal Wildwasser 2 stand zu diesem Abschnitt im DKV-Flussführer. Optimal mit den Kindern dachten wir uns. Die Tafeln am Einstieg sprachen zwar auch von WW III, aber vielleicht hatte hier ja jemand ein bißchen übertrieben.
Die Streckenbeschreibung am Einstieg
Doch schon der erste Schwall ging ordentlich runter: Wuchtiges WW III! Es gab keinen wirklichen Weg zu kneifen und so wurde Jakob bei mir vorne drin einmal gut getunkt. Samuel wurde auch nass, aber sein Neo und die Halbtrockenjacke halten doch mehr Wasser ab. In ähnlicher Manier ging es weiter, wuchtiger Schwall, Pause, wuchtiger Schwall, usw. Mal waren die Schwälle leicht und man konnte kneifen, mal musste man mittendurch.
Die zweite Stelle dieses Abschnitts ist von oben etwas unübersichtlich (sieht man hier auf dem Foto nicht) und rechts steht ein dickes Loch
Samuel übt fleißig Kehrwasser fahren, auch wenn Paul nicht richtig mitmacht
Als wir am nächsten Ort ankamen und dort wieder ein unkneifbarer Schwall auf uns wartete, strichen wir die Segel. Jakob war klitschnass und meckerig (was er beim paddeln eher selten ist) und Samuel war auch dafür aufzuhören, weil es ihm zu wild war. Paul joggte dann die drei Kilometer wieder rauf um das Auto zu holen.
Ich paddelte den Esera dann noch weiter bis in den Stausee (die Kilometrierung stimmt übrigens auch nicht). Im Einer war das Stück auch noch echt spaßig, schöne Wellen und eine tolle Wasserfarbe, Felsrippen die zahlreiche aufeinanderfolgende Walzen bilden.
Wuchtiges Wildwasser und eine schöne Wasserfarbe
Ein Wehr muss man umtragen, ein weiteres Wehr kann man links fahren.
Das zweite Wehr war auch nicht im Flussführer verzeichnet, aber das konnte man von der Straße aus auch nicht sehen
Ganz leicht wird der Esera nie, immer wieder kommt mal ne Stelle, die mehr als maximal WW II ist. Eine Befahrung ist also sehr lohnend, halt nur schwerer als angegeben. Über die Beschreibung hab ich mich auch sehr geärgert, entweder ist derjenige bei sehr wenig Wasser gefahren (wir hatten schätzungsweise MW) oder es war einer von den Ignoranten, für den alles, was kein vier oder fünf ist, max. WW II ist.
Esera und Ara, zwei Flüsse, ein Tag
Da der Esera ja doch sehr lohnend war, wollte Paul ihn dann auch nochmal im Einer fahren. Samuel und ich machten anfangs einige Fotos von ihm, bevor wir dann nach Graus zum Ausstieg fuhren, um in der Stadt schonmal einzukaufen. Dort gab es nämlich einen richtigen Supermarkt, der größer war als 20 qm.
Am Einstieg des Esera (von Samuel fotografiert)
Das Eseratal ist wunderschön (von Samuel fotografiert)
Paul unterwegs in den Wellen
Mittags ging es dann weiter ins Aratal. Da es aber noch früh war und ich noch Bewegung brauchte, paddelte ich noch schnell die Araschlucht, auch um zu gucken, ob uns da eine Überraschung erwartet. Doch der Ara ist hier nicht sonderlich schwer, also bestens geeignet ihn auch mit den Zweiern zu befahren.
Ara, der Traumfluss
Am nächsten Morgen ging es dann also auf den Ara. Wir starteten oberhalb der Schlucht in dem kleinen Örtchen Fiscal. Der Wasserstand war nicht berauschend, aber es ging noch. Von den Schwierigkeiten her war es relativ leicht, ähnlich wie in der Schlucht bis WW II. Bei höheren Wasserständen lauert aber sicher auch mal eine dreier Stelle. Paul und Samuel machten diesmal die Vorfahrer, während Jakob und ich langsam hinterher zuckelten (damit Jakob nicht allzu nass wird). Jakob schlief fast direkt ein, nur um zehn Minuten später an einem kleinen Schwall wieder aufzuwachen. Danach fand er dann keine ruhige Minute mehr. Entweder ging es auf dem Fluss wild hinab oder er musste die vielen Milane, die über uns hinwegschwebten, beobachten.
Ein typischer Schwall im offenen Aratal
12 Kilometer paddelten wir durch das offene Tal bis sich das Flussbett zur Schlucht verengte. Die erste Stelle der Schlucht ist etwas schwieriger, man erkennt sie gut an der Hängebrücke, die sie überspannt. Mit Jakob wollte ich sie nicht fahren, also machten wir dort kurzerhand Pause und umtrugen sie gleichzeitig auf der rechten Seite, was ziemlich einfach über die Kiesbank ging.
Nach unserer Stärkung tauchten wir in eine wunderbare, schroffe Schlucht ein und das auf einem glasklaren Fluss, der wasserfarbentechnisch der Soca echte Konkurrenz macht. Kurz gesagt, es war einfach traumhaft. Wir ließen uns viel Zeit, machten tausende Fotos und bestaunten Felsen und Wasser (von letzterem war besonders Samuel sehr angetan).
Familienselfie Nummer 2: Wir schweben 😉
Viel zu schnell erreichten wir unseren Ausstieg, wobei Jakob, ganz geschafft, 100 Meter vorher im Boot einschlief und die ganze Zeit weiterpennte, während Paul das Auto nachholte.
Canon de Anisclo, Wandertag Nummer 2
Eigentlich wollten wir nach dem Ara den größeren Rio Cinca paddeln, doch der Abschnitt, den wir uns rausgesucht hatten, hatte leider kein Wasser. In Lafortunada gibt es Wehr mit Wasserableitung, meistens soll man trotzdem im Mai noch genügend Wasser haben, da hatten wir wohl einfach Pech. Stattdessen gingen wir im nahegelegenen Nationalpark von Ordesa wandern. Der Canon de Anisclo ist wunderschön und ellenlang, theoretisch könnte man ihn bei viel Wasser sogar paddeln (schweres WW mit einigen Fällen). Doch leider ist das Paddeln im Nationalpark verboten.
Hier stürzt der Bach (Rio Vellos) in einen spektakulären Siphon
In den Nationalparks sind die Wege super ausgebaut
Bald folgt noch mehr über unsere lange Reise. Das Fotosichten dauert und die Texte dazu natürlich auch 😉 (hier gehts weiter mit Teil 2)