Sooo, nach dem ersten Teil folgt nun Nummer zwei. Es geht weiter durch Spanien und zwar zum:
Gallego, ein Fluss mit Wassergarantie
Am Abend nach unserer Wanderung hatten wir noch erfolglos am Rio Guarga geschaut, ob er Wasser hat. Angeblich sollte das, laut Flussführer, bis Juni der Fall sein. Ich glaub aber eher, dass das nur nach starken Regenfällen funktioniert. Das Tal jedenfalls war sehr schön und sehr einsam.
Wir fuhren dann weiter zum Rio Gallego, der hat nämlich ab dem Embalse de la Pena einen Mindestablass das ganze Jahr hindurch. Da das Wetter nicht besonders beständig war, ging ich erstmal ab Murillo alleine aufs Wasser. Man kann auch weiter oben einsteigen, doch da kommt wohl eine vierer Stelle mit Siphon, da hatte ich alleine kein Bock drauf. Anstatt bis zum üblichen Ausstieg, der Brücke von Sta. Eulalia zu fahren, paddelte ich noch weiter bis kurz vor Ardisa. Das war ein Fehler, denn der Gallego staut sich kurz hinter der Brücke schon in einem nächsten Stausee auf.
Nachdem ich fertig war mit paddeln, wollte Paul auch noch aufs Wasser. Ich riet ihm davon ab, das ganze Stück zu fahren, aber er wollte unbedingt den Flusspunkt haben. Im Nachhinein hat er dann ganz schön über den langen Stau geflucht.
Gallego, Adrenalin für einen Wildwasseranfänger
Wir blieben am Gallego, weil wir das schöne Stück nochmal mit den Kindern und Samuel im Einer fahren wollten. Der Abschnitt ist nämlich super für Wildwasseranfänger. Das Wasser ist nicht allzu kalt und nach jedem Schwall kommt ein ruhiger Abschnitt. Außerdem überschreiten die Schwierigkeiten nie WW II.
Samuel musste sich ein bißchen umorientieren, der Gallego war doch so ganz anders als die Garonne. Doch nach kurzer Eingewöhnung klappte es richtig gut.
Volle Konzentration beim Schwall unter der ersten Brücke
Schwierigkeiten bekam er vor allem bei dem starken Wind, der teilweise durch die Schlucht wehte. Auch wenn es Rückenwind war, schaffte Samuel es nicht bei den Böen geradeaus zu paddeln. Es blieb uns nichts anderes übrig, als uns ein kurzes Stück treiben zu lassen, bis es wieder windstill war.
Der Wind ist vorbei, jetzt kann wieder gepaddelt werden
Ab und zu drehte Samuel sich noch, wenn er zu weit in der Innenkurve gepaddelt ist. Zuerst bekam er dabei ständig Oberwasser, bis ich ihm erklärte, wie er sich richtig legen muss. Das hatte er am Ende der Tour dann schon richtig gut raus und grinste mich dann jedesmal stolz an, wenn er sich richtig legte und quasi ins Kehrwasser glitt.
Jakob beobachtet skeptisch wie Samuel paddelt
Für Samuel eine der schwierigsten Stellen, denn da war rechts ein „Riesenloch“ (oder eine Welle, die sich ab und zu mal überschlagen hat)
„Puh, ich bin gut runter gekommen“
Kurz vor Schluss kam dann noch ein echtes Highlight für ihn: eine richtig hohe Welle. Die musste er natürlich voll mitnehmen und er flog förmlich aus ihr hinaus. Er taufte sie dann „Popcornwelle“, weil er so rausgepoppt sei, wie Popcorn aus nem Topf.
Samuel poppt aus der Popcornwelle hinaus
Am Ausstieg: Samuel hat seinen ersten WW II-Bach gemeistert
Nach dem Paddeln haben wir uns dann noch die Mallos de Riglos, bizarre Felsformationen, und die darin/darauf lebenden Geier angeschaut.
Samuel musste natürlich sofort ein bißchen klettern
Über uns schwebten riesige Geier,…
…die vor allem Jakob sehr faszinierend fand.
Aragon Subordan, kalte Angelegenheit
Von Raftguides in Murillo hatten wir erfahren, dass der Aragon noch genug Wasser habe. Also ging es für uns weiter Richtung Norden. Bevor wir allerdings auf den Aragon gingen, wollten wir erst noch den Nebenbach, den Aragon Subordan machen.
Morgens am Einstieg war es noch ziemlich kalt (wir hatten sogar im Auto mit Standheizung gefrühstückt), also ging diesmal Paul zuerst alleine aufs Wasser.
Jakob applaudiert sich selber, weil er sooo toll Steine schmeißen kann
Der Aragon Subordan ist nicht besonders schwer, meist WW II, mit einigen Stellen darüber. Wir hatten allerdings auch sehr wenig Wasser, daher ist das schwer zu beurteilen. Eine Stelle, die man nicht von der Straße aus sieht, ist WW IV. Bei wenig Wasser besteht Klemmgefahr, aber man kann sie gut rechts umtragen. Ansonsten ist das Tal offen und flussauf konnte man noch die hohen, schneebedeckten Berge der Pyrenäen sehen.
Kurz vor Schluss kommt noch ein kleines Wehr und…
…es wird nochmal wilder
Nachdem Paul fertig war mit paddeln, ging ich mit Sammy aufs Wasser. Er war sehr motiviert auch unbedingt mitzupaddeln. Mittlerweile war es schön warm geworden und vielleicht lockte auch die Aussicht das Dreigestirn Ara, Aragon, Aragon Subordan gepaddelt zu sein, wer weiß. Er hatte auf jeden Fall mächtig Spaß und kam sich wie ein großer vor (weil Jakob den Fluss ja nicht mitgepaddelt ist).
Auch Auto nebenherfahren macht müde
Samuel und ich am Einstieg
Aragon, überraschend wild
Um das sogenannte, wohlklingende Dreigestirn vollzukriegen, ging es dann auch noch auf den Aragon. Es war wieder warm (wie in den letzten Tagen üblich) und so paddelten wir alle vier.
Ein bißchen mehr Wasser hätte dem Aragon sicher auch gut getan, aber es war noch ok. Zweimal mussten wir nur ein wenig mehr schrappen, weil sich der Fluss dort mehrfach verzweigte, bzw. der Arm mit viel Wasser in einem Baumhindernis verschwand.
Bei dem wenigen Wasser musste man manchmal genau schauen, wo man fährt
Von der nahegelegenen Straße merkt man so gut wie nichts
Wir waren aber positiv überrascht, wie spritzig der Bach dann war. Von den kurzen Einblicken von der Straße aus, hatten wir nicht allzu viel erwartet. Aber es ging ständig runter, Bäume lauerten in den Außenkurven und Felsrippen bildeten Walzen hinter Walzen.
Es wird zunehmend spritziger…
…und spritziger
Mit Kindern muss man natürlich zwischendurch auch mal ne Pause einlegen
Unser Ausstieg befand sich direkt am Jakobsweg, auf dem Jakob dann auch fleißig hin und her wetzte, während Paul das Auto nachholte.
Eigentlich wollten wir noch den nahegelegen Rio Veral und den Rio Esca paddeln, doch beide hatten leider zu wenig Wasser, die Täler waren aber bombastisch schön und wir werden sicher irgendwann dorthin zurückkommen, um sie zu paddeln. Das wenige Wasser bedeutete, dass wir den Nachmittag und Abend autofahrend verbrachten und westwärts bis zum Iraty fuhren.
Iraty, erst flop, dann top
Vom Iraty hatten wir nur eine alte Beschreibung aus einem englischen Flussführer, mittlerweile wurde oberhalb ein Staudamm gebaut. Es galt also erstmal abzuchecken, was uns dort eigentlich erwartet. Der Wasserstand sah aber ausreichend aus. Daher suchte ich mir in der Karte einen Einstieg raus und ging dort alleine aufs Wasser. Es fing auch ganz gut an. Kleine leichte Schwälle mit Staustrecken dazwischen (wobei manche schon echt lang waren).
Der obere Abschnitt verläuft ohne Schwierigkeiten durch Wälder und…
Nach einigen Kilometern kam dann ein Wehr-mit Wasserableitung, ich schrappte und treidelte ganze 1,5 Kilometer. Als Paul dann kurz darauf mit den Kindern am Ufer stand, signalisierte ich trotzdem, dass ich weiter wollte. Ein Fehler, denn es folgte noch ein Wehr, wieder mit Ableitung. Diesmal musste ich ganze 2,5 Kilometer treideln. Ich war echt angepisst und hungrig! In Lumbier wartete dann meine Begleitcrew wieder und ich konnte mich immerhin stärken. Ab hier sollte dann der beste Abschnitt des Iraty kommen: die Foz de Lumbier. Und ich muss sagen, ich wurde für meine Mühen echt belohnt. Eine wundervolle, atemberaubende, vielleicht etwas zu kurze Schlucht, was für ein Kontrast zu dem oberen Stück.
Am Ausgang der Schlucht traf ich dann sogar andere Paddler. Locals aus Lumbier, mit denen ich kurz sprach (sie konnten nur ein wenig Englisch). Anscheinend hat der Iraty einen Mindestablass, durch den man die Foz de Lumbier immer fahren kann. Ansonsten sind die höchsten Wasserstände wohl im April zu erwarten.
Da Paul auch noch paddeln wollten, probierten wir zunächst unser Glück am Salazar, einem Nebenbach des Iratys, der kurz vor der Schlucht in eben jenen mündet. Doch das Wasser reichte nicht aus. Daher fuhr Paul nur die 5 Kilometer lange Schlucht.
Am Ausstieg, der gleichzeitig auch unser Schlafplatz war, konnte man super spielen. Samuel hat sich aus Treibholz eine Bude gebaut
Iraty, Foz de Lumbier
Da Paul und mir die Schlucht des Iraty so gut gefallen hatte, wollten wir sie nochmal mit den Kindern paddeln. Auch wenn es nur ca. 6 Kilometer sind (die Schlucht ansich ist sogar noch kürzer), ist es ein super lohnender Fluss, für den man sich viel Zeit lassen sollte. Die Bilder sprechen, glaube ich, für sich:
Der Eingang zur Schlucht ist klammartig
Überhängende Felsen werden bestaunt
Zum größtenteil ist es ruhig in der Schlucht und Jakob schläft…
…doch es wird auch mal wilder…
…und auch Jakob wacht auf
Ein missglücktes Familienselfie
„Guck mal, Jakob. Ganz viele Geier“, in der Schlucht leben zahlreiche Bartgeier, die mit einer Flügelspannweite von 2,8 Metern riesig sind
Nach der kurzen Paddeltour wollten wir uns noch die Foz de Arbayun am Salazar anschauen, doch leider führte der Wanderweg nur zum Ausgang der Schlucht und nicht durch sie hindurch (die Foz de Lumbier hingegen kann man wohl linksufrig komplett durchwandern).
Am Salazar: Samuel schaut sich die interessante Felsformation mal genauer an
Pamplona und die Weiterfahrt nach Frankreich
Um noch ein bißchen spanische Kultur zu machen und um Postkarten zu schreiben schauten wir uns Pamplona an,bevor es dann wieder Richtung Frankreich ins Tal der Nive ging.
Samuel posiert vor Stierdenkmälern und…
…Jakob freundet sich mit Tauben an
Der dritte Teil mit unseren Erlebnissen aus Frankreich wird bald folgen… (hier klicken für Teil 3)
Ein Kommentar zu „Roadtrip Frankreich-Spanien, Teil 2“