Möhnesee

Flächenmäßig ist der Möhnesee der größte Stausee in NRW, daher auch der etwas euphemistische Name „Westfälisches Meer“. Da ist es nur logisch, dass sich dort, vor allem im Sommer, zahlreiche Wassersportler herumtreiben. Besonders Segler und Windsurfer, aber auch Tretbootfahrer und Ruderboote bevölkern dann den See. Kommt man in den kälteren Jahreszeiten her, so hat man den See fast für sich alleine.

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Besonders einladend ist das Wetter auch nicht, als wir am Einstieg in Delecke stehen. Es herrscht ein trübes, graues Einerlei vor und die weiter entfernten Hügel des Arnsberger Waldes verschwinden schon im Nebel. Die Bootsrampe, die ansonsten von Motorbootfahrern genutzt wird, dient uns als leichter Einstieg. Nach langer Zeit bin ich, statt mit meinem Wildwasserboot, mal wieder mit einem Langschiff unterwegs. Doch die Umstellung gelingt schnell und ich freue mich, mit wie wenig Aufwand man ein hohes Tempo erreicht.

Wir wenden uns Richtung Westen, mit Kurs auf die Staumauer. Kaum haben wir die Delecker Brücke hinter uns gelassen, wird es still um uns. Kein Autolärm ist mehr zu hören, lediglich unsere rhythmischen Paddelschläge durchbrechen die Stille. Der See liegt spiegelblank vor uns, das tiefe Wasser schimmert dunkel unter uns. Gemeinsam mit dem leicht nebligen Wetter entsteht so eine eigentümliche Stimmung. Es ist wirklich erstaunlich, wie schnell man in eine andere Welt eintauchen kann.2014 11 30_1975

Nachdem wir am Linkturm die breiteste Stelle des Sees passiert haben, erreichen wir schon bald die Talsperre. An den vorgelagerten Bojen vollführen wir ein Wendemanöver und halten uns für den Rückweg am Südufer. Das Hevebecken lassen wir rechts neben uns. Es ist der einsamste Teil des Sees und schaut verlockend aus, doch leider ist er für uns Wassersportler aus Naturschutzgründen gesperrt. Vor allem wegen den kalten Temperaturen, sind wir flott unterwegs und schon bald sind wir wieder an der Delecker Brücke.2014 11 30_1977

Anstatt unsere Tour hier zu beenden, folgen wir weiter dem Südufer. Hier wurde vor kurzem im Wald ein Aussichtsturm eröffnet. Von dort hat man sicher einen weiten Blick über den See und die Hügel des Sauerlands. Besonders hübsch sieht er allerdings nicht aus. Unsere Fahrt führt uns weiter an kleinen schmucken Ferienhäuschen und diversen Anlegestellen vorbei. Der Stockumer Damm lässt unsere steten Paddelschläge abbremsen. Oberhalb des Damms ist der Vorstau des Sees und je nach Wasserstand wird Wasser in den Hauptsee geleitet oder zurückgehalten. Diesmal läuft ein wenig Wasser über die Wehrkrone und wir scherzen, dass wir das restliche Stück nun mit der Strömung zurücklegen können. Damit wir einen schönen Rundkurs fahren, halten wir uns nun am Nordufer. Während das Ufer im Süden von den Bäumen des Arnsberger Waldes umschlossen wird, liegen auf den Hügeln im Norden schon die weiten Felder der Soester Börde. So ergeben sich immer wieder neue Perspektiven auf die umliegende Landschaft.2014 11 30_1981

Neben den wunderbaren Blick auf die grüne Flora, hat auch die Fauna am Möhnesee einiges zu bieten. Ein nicht gerade kleiner Möwenschwarm dümpelt nur wenige Meter von uns entfernt auf der Seemitte herum. Die Möwen sind Menschen anscheinend schon so gewöhnt, dass sie nicht mal wegfliegen, als wir sie passieren. Das gibt uns die Möglichkeit sie ausgiebig zu beobachten. Auch Schwäne, Blässhühner und Haubentaucher haben heute schon unseren Weg gekreuzt, waren dann aber eindeutig scheuer und haben sich in die Luft oder unter Wasser davon gemacht.

Die Delecker Brücke kommt immer näher und nachdem wir eine kleine Landzunge umrundet haben, rückt auch schon der Ausstieg in unser Blickfeld. Kaum aus den Booten raus, umfängt uns schnell die Kälte. So warm es mit Bewegung im Boot war, so kalt ist es beim umziehen und vor allem beim Boote laden mit klammen Fingern. Ein Glück, dass, dank des Rundkurses, niemand auf die Autofahrer warten muss. So machen wir uns, dick eingemummelt in Mützen und dicken Jacken, direkt auf den Heimweg.

Kurz-Info

Fahrtstrecke

Rundkurs: Delecke-Staumauer-Stockumer Damm-Delecke ca. 13 km; Die Fahrtstrecke kann natürlich vom Ausgangspunkt in Delecke beliebig variiert werden. Man kann auch oberhalb des Stockumer Damms paddeln, dafür muss man allerdings über den Damm umtragen.

Beste Zeit

Auf dem See kann man natürlich das ganze Jahr über paddeln. Schön einsam ist es in der Nebensaison. An warmen, sonnigen Tagen, besonders im Sommer, sollte man sich recht zeitig aufs Wasser begeben. Ansonsten werden Parkplätze in Ufernähe rar und auf dem Wasser ist slalompaddeln zwischen den anderen Wassersportlern angesagt.

Alternativen zum Paddeln

Sollte man mal am Möhnesee sein, bietet es sich an, im anliegenden Arnsberger Wald wandern zu gehen. Gut ausgebaute Wanderwege in einsamer Landschaft lassen keine Wünsche offen. Am besten dafür geeignet ist das Hevetal. Ab Neuhaus starten viele verschiedene Wanderungen. Natürlich kann man hierbei auch einen Abstecher zum Möhneseeturm machen um alles mal von oben zu betrachten.

Unterlagen

Im „Gewässerführer für Nordrhein-Westfalen“ findet man alle wichtigen Informationen, die man für eine Tourenplanung braucht. Online ist er unter www.flussfuehrer-nrw.de für DKV-Mitglieder frei verfügbar.

Erstmals erschienen: Kanu Sport 3/2015